Freitag, 21. Juli 2023

WB 06 Nafplio-Mykene

 28.05.2023. Nafplio - Mykene


22 km waren es bis Mykene. Es gab einen netten Zeltplatz, und wir zelteten zum ersten Mal auf dieser Tour. Das Wetter hatte sich deutlich gebessert, Regen war nicht zu erwarten.
Mittags fuhren wir hoch zu dem antiken Mykene, auf einem Hügel gelegen, der Hauptstadt eines Königreichs, das im 14. Jahrhundert vor Chr. hier existierte. Überwiegend sind nur Reste der Grundmauern erhalten, aber sie geben einen Eindruck der Größe und Struktur der antiken Stadt. Gut erhalten ist das legendäre Löwentor am Eingang, durch das Agamemnon mit seinen vereinten griechischen Heerscharen zum Feldzug gegen Troya aufbrach. 






Ausgegraben wurde Mykene von Heinrich Schliemann, der gleiche, der auch Troya entdeckt und ausgebuddelt hat.

WB 05 Tripolis-Nafplio

 27.05.2023. Tripolis - Nafplio. 63 km


Bei strahlender Sonne ging’s weiter ostwärts, die ersten 50km waren völlig menschenleer, mit wenig Verkehr und kargen Bergen links und rechts, bewachsen nur mit niedrigem, stacheligen Gestrüpp, Macchia. Zwischendurch gab es herrliche Ausblicke in weit unten gelegene, breite, sonnenbeschienene Täler mit Olivenplantagen. Zunächst strampelten wir kräftig hoch auf 750 Höhenmeter, am Ende ging es sehr flott in engen Serpentinen runter zum Meer.









 Wir hatten den Peleponnes überquert und die Ostküste erreicht. Die letzten 10km führten entlang der Küste bis Nafplio, die Strecke war allerdings recht hässlich gesäumt von kaputten Investitionsruinen. Nafplio selbst war als Küstenstädtchen voll mit Touristen, obwohl es uns nicht sonderlich anheimelnd erschien. 


WB 04 Lampeia-Tripolis

 26.05.2023. Lampeia - Tripolis  93km


Am folgenden Tag fuhren wir schon verdammt früh, um kurz nach 7 Uhr, los, um einem möglichen Regen ein Schnippchen zuschlagen, der laut Wettervorhersage wieder am Spätnachmittag zu erwarten war. Es ging weiter die alte Nationalstraße 111 entlang, allerdings ab Lampeia von einer Höhe von über 800 Höhenmetern die nächsten 15 km herrlich bergab. Dann ging es weiter durch ein Flusstal etwa auf gleicher Höhe. Die Fahrt war landschaftlich ein Traum. Es war weiter sehr einsam, unter den wenigen Gebäuden unterwegs waren die meisten verlassen, es existierten noch wenige kleine Bauernhöfe. Für eine Kaffeepause mussten wir mit einer Tankstelle vorlieb nehmen. Landschaftlich war es herrlich, zumal bei strahlender Sonne. In der Talsohle entlang des Flusses gab es saftig grüne Wiesen, eine üppige bunte Flora mit Wildblumen säumte die Straße, die Berghänge waren dicht bewaldet, was wir in Griechenland so nicht erwartet hatten. 


Nach ca 60km brachte die aus Buriva kommende Straße deutlich mehr Verkehr, das Tal wurde breiter und war stärker besiedelt. In Levidi gab es in mehreren Tavernen gegrillte Spanferkel, offenbar hier eine kulinarische Spezialität. 


Nun ja, lokale Spezialitäten sollte man unbedingt probieren, das taten wir denn auch und es war lecker. So gestärkt erreichten wir gegen 16 Uhr, tatsächlich jetzt bei leichtem Regen, Tripolis, eine sehr angenehmes Stadt mit attraktiver Fußgängerzone . Im Zentrum bezogen wir wieder eine hübsche und günstige Ferienwohnung. Stattliche 93 km waren wir heute geradelt. 

WB 03 Olympia-Lampeia

 25.05.2023. Olympia - Lampeia. 49km


Auch der nächste Tag begann vielversprechend mit strahlender Sonne. Wir hatten uns auf eine 85 km lange bergige Strecke mit einem Anstieg von 2.200 Höhenmetern eingestellt. Der Wirt unseres Hotels schlug uns allerdings eine andere Strecke als die geplante vor, auf der Alten Nationalstraße 111 nämlich, mit kaum Verkehr und landschaftlich schöner als die von uns vorgesehene Route über die neue. Nationalstraße. Wir ließen uns überzeugen und haben es nicht bereut. Die Strecke war fast ohne Verkehr, nahezu menschenleer mit nur zwei kleineren Orten, mit einer herrlichen Berglandschaft und tollen Ausblicken. Allerdings mussten wir auch hier einen Anstieg von ca 1.200 Höhenmetern bewältigen, was uns erfreulicherweise keine Probleme bereitete. 






Nach einem guten Mittagessen in einer Taverne in Lampéia (griechischer Salat und gebratene Ziege) wollten wir schon aufbrechen, als sich ein Gewitter mit Regengüssen wie aus Kübeln entlud. Wir warteten ab, aber der Himmel blieb weiterhin schwarz. So sagten wir nicht nein, als uns die Wirtin eine private Unterkunft im Ort vorschlug und dann auch vermittelte. 
Eine schöne Ferienwohnung für 45€. Damit war unsere heutige Tour nach bereits 49  km in Lampeia zu Ende und wir verbrachten noch einen entspannten Spätnachmittag in diesem beschaulichen Ort. Dieses Mal war es die Nachtigall in einer nahen Hecke, die uns in den Schlaf sang. 

Mittwoch, 19. Juli 2023

WB 02 Arkoudiou - Antikes Olympia

 23. - 24.05.2023. Arkoudiou - Olympia,  75km


Am folgenden Dienstag ging’s weiter Richtung Landesinnere, anfangs noch flach, aber bald hügelig, bei makellos blauem Himmel. Das änderte sich am Nachmittag, Gewitterwolken zogen auf und wir erreichten unser Tagesziel, das antike Olympia, nach 75km gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen Regenguss. Wieder zogen wir ein Hotel vor.

Den Folgetag nutzten wir, um das antike Olympia zu erkunden. Es war fussläufig erreichbar und hat uns sehr fasziniert, obwohl von den zahlreichen Tempeln des Zeus, der Hera ua. Gottheiten und von Sportstätten fast nur noch Reste von Säulen erkennbar sind. Immerhin gewann man eine Vorstellung von dem Gelände, auf dem von ca 700 vor bis fast 300 nach Chr. die olympischen Wettkämpfe innerhalb Griechenlands stattfanden. Besonders sehenswert ist das Museum, u.a. mit einmaligen antiken Kunstwerken wie dem Bildnis des Gottes Zeus sowie überlebensgroßen Statuen von Zeus, wie er Ganymed entführt, seiner Frau Hera, der geflügelten Siegesgöttin Nike


 (von einem bekannten  Sportschuhhersteller als Markenzeichen geklaut, keine schlechte Idee), des Götterboten Hermes mit dem kleinen Dionisos auf dem Arm. 








WB 01 Patras - Arkoudiou

 22.05.2023 Patras - Arkoudiou. 85km


Am Montag, den 22.5.23 ging’s dann richtig los und wir bestiegen unsere schwer bepackten Räder. Zunächst nach Süden entlang der Küste, anfangs entlang von Hafenanlagen und Lagerhallen, dann aber mit einem Stück schöner Küste. Später fuhren wir teils über Nebenstrecken, aber auch auf verkehrsreichen Hauptstraßen abseits der Küste. Unangenehm war, dass es auf den Hauptstraßen immer wieder enge, einspurige  Abschnitte gab ohne Randstreifen, so dass bestenfalls PKWs sehr eng überholen konnten, LKWs nicht. 

Die Strecke war angenehm flach, links und rechts begleiteten uns Erdbeerfelder und Gemüseanbau. Am Nachmittag begann es leicht zu regnen, so das wir auf das geplante Camping verzichteten und uns im Hotel Lintzi in Arkondion nahe der Küste einquartierten, nach immerhin 85km. In der Taverne, in die wir abends einkehrten, brütete ein Rauchschwalben-Pärchen direkt im Gastraum oben an der Decke. 


Abends sang uns der Ziegenmelker, auch Nachtschwalbe genannt und zumindest bei uns zu Hause eine absolute Rarität, mit seinem charakteristischen Gesang in den Schlaf.



 
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Montag, 17. Juli 2023

WB 00g Slowenien - klein, aber fein

 14.07.2023  Ogulin - Dolenjske Toplice  81 km, 840 HM  rauf

15.07.2023 Ruhetag

Diese Tour auf Komoot

Nach 35km erreichten wir wieder einmal eine Grenze,,die zum Nachbarland Slowenien. Ohne Kontrolle fuhren wir weiter. 

Das Land war weiterhin sehr gebirgig, wir durchfuhren ein weites Tal, mussten über 400 Höhenmeter auf einen Kamm hoch strampeln. Und doch merkten wir schnell, dass wir ab der Grenze in einer anderen Welt waren. Das Tal war dichter besiedelt, es war vorbei mit verlassenen und verrottenden Häusern, stattdessen bildhübsche, herausgeputzte neue oder renovierte Häuser und Bauernhöfe, neue Traktoren, das Tal war intensiv bewirtschaftet, Mais, Getreide, Wiesen wechselten sich ab, dafür gab es weniger Wildblumen. Alles wirkte gepflegt und aufgeräumt, wir fühlten uns wie im bayrischen Voralpenland. selbst die Zwiebelkirchen passten dazu. Der Lebensstandard ist in diesem Land mit nur 2,1 Mio Einwohnern merklich höher als in den anderen Staaten des ehemaligen Jugoslawien, laut Index doppelt so hoch wie in Kroatien , und das war wohl auch schon zu jugoslawischen Zeiten und davor so. Nicht umsonst war Slowenien das erste Land, das sich von Jugoslawien unabhängig erklärte. Warum dieser Unterschied?  Sind es die Jahrhunderte unter österreichischer Verwaltung, die größere Nähe zum Westen, die andere Mentalität?

Abends erreichten wir  Dolenjske Toplice, einen Kurort mit Thermalbad. Wir zelteten auf einem schönen Campingplatz am Fluss Krka,  blieben noch einen Tag und ließen einfach Gott einen lieben Mann sein. 




16. 07.2023. Dolenjske Toplice - Ljubljana. 71 km, 820 HM

Tour auf Komoot

Weiter ging es entlang des Flusses Krka durchbringen sehr schönes Tal. Es war Sonntag, und so war auch die Atmosphäre. ruhig, sonnig, mit wenig Verkehr, zumal wir überwiegend Seitenstraßen benutzten, die an Wiesen, Maisfeldern und Bauernhöfen vorbei führten. Der Tag war extrem heiß, bis zu 36 Grad am Nachmittag, so dass wir mehrere Pausen einlegten. Vor dem Ort Gavrocec gönnten wir uns eine Mittagspause in einem Gasthaus, in Gesellschaft von zahlreichen Familiengruppen,  die hier ihr sonntägliches Festessen einnahmen. Die Menschen in den Balkanländern, das stellten wir immer wieder fest, essen gern und viel. Wir teilten uns meist eine Portion, weil sie für einen allein kaum zu schaffen war. 

Abends kamen wir, reichlich erschöpft, in Ljubljana an und fanden in einem Hostel in Innenstadtnähe Unterkunft. 

17. - 22.07.2023 Ljubljana 

Die Stadt Ljubljana ist ein absolutes Schmuckstück. Mit knapp 300 000 Einwohnern ist sie überschaubar, der Innenstadtbereich wirkt eher wie eine Kleinstadt. Hoch über der Stadt trohnt, wie sich’s gehört, eine Burg, und die Innenstadt ist geprägt von Gebäuden in Jugendstil und Barock, es gibt erfreulich viel Grün, der Fluss Ljubljanica windet sich durch die Stadt. Es war eine gute Idee, die Innenstadt komplett als Fussgängerzone zu gestalten, so dass man gemütlich durch die Straßen und auf der sehr schönen Promenade am Fluss entlang schlendern kann. Besondere Wahrzeichen sind die Dreifachbrücke,  die Drachenbrücke, der Marktplatz sowie zahlreiche repräsentative Gebäude. Nette Cafés, Restaurants und Bars laden ein, es fehlen in der Innenstadt jegliche großen Marken und internationalen Ketten, die ansonsten die Großstädte auswechselbar machen und ihnen ein Stück ihrer Individualität rauben. Stattdessen gibt es viele kleine, lokale Geschäfte. Dies alles verleiht der Stadt ihren unvergleichlichen Charme. Sie ist zudem nicht mit Touristen überfüllt, und es sind offensichtlich vor allem junge Menschen, die sich von ihr angezogen fühlen. Wir waren beide von dieser Stadt begeistert, fühlten uns hier sehr wohl und es war für uns der krönende Abschluss einer wundervollen Tour.















Mittwoch, 28. Juni 2023

WB 00f Kroatien - zwischen Rummel und Naturschönheiten

 28.06.2023  Ploce - Makarska. 60km, 690HM rauf

Diese Tour auf Komoot

Unser Film "Westbalkanroute 3" auf Winnetous Spuren

Der Tag war bewölkt, am Nachmittag kam leichter Regen. Wir erreichten bald die Küste und fuhren fast durchweg auf der Küstenstraße, auf der auch der Eurovelo 8 entlangführt. Es gab mäßig starken Verkehr, die Straße führt in Kurven an den Berghängen entlang, immer wieder mit Abzweigungen zu Orten, die unter uns an der Küste lagen. 





Die Küste ist schön, die Orte allerdings ohne besonderen Charakter, leben einzig vom Fremdenverkehr, nichts erinnert an ehemalige Fischerdörfer. Das gilt auch für das etwas größere Makarska, in dem wir blieben. Ein Apartment-Haus liegt neben dem anderen, die Promenade am Strand ist ein großer Rummelplatz, laut, geschäftig, Menschen wälzen sich in  Scharen entlang. Der Gegensatz zu dem beschaulichen Natur-Erlebnis am Abend vorher könnte kaum größer sein. 

29.06.2023. Makarska - Insel Ciovo bei Split, 88km, 820 HM rauf

Diese Tour auf Komoot

30.6. und 1.7. Ruhetage

Es ging weiter die Adria-Küste hoch, bei Sonne, aber später auch viel Wind, die Küstenstraße war ziemlich befahren, vor allem früh im Berufsverkehr und dann im Einzugsbereich von Split. Entspanntes Radeln ist das nicht, immer wieder wird sehr dicht überholt. 




Wir fuhren durch Omis, mit kleinem hübschen Zentrum und Bootshafen. Split umfuhren wir, kamen durch das sehr schöne, mittelalterliche Städtchen Trogir und landeten auf dem Campingplatz Rozac auf der Insel Ciovo, durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Der Campingplatz gefiel uns, er ist schön gelegen auf einer kleinen Halbinsel, mit tollem Strand und Möglichkeiten zum Schwimmen. Hier blieben wir zwei Tage.








Per Bootsausflug fuhren wir nach Split, der zweitgrößten Stadt des Landes Kroatien. Wir schlenderten durch die engen Gassen der relativ überschaubaren Altstadt innerhalb der früheren Stadtmauer. Das absolute Highlight ist der Palast des römischen Kaisers Diokletian, 1.700 Jahre alt, in Teilen noch erhalten. Zwei römische Legionäre empfingen uns.  Überragt wird die Stadt von der Kathedrale Sveti Duje, älteste katholische Kirche der Welt. Schön ist der Hafenbereich mit der Promenade. 













Auch das kleine mittelalterliche Städtchen Trogir ist eine wirkliche Perle. Ein Bootsausflug dorthin am zweiten Rasttag fiel buchstäblich ins Wasser, es regnete, also reduzierten wir den Besuch auf eine Kurz-Visite am Abfahrtstag.



Kroatien ist kleines Land mit 3,8 Mio Einwohnern. Es waren einmal über 4 Mio, aber auch diesem Land macht, wie offenbar allen Staaten von Ex-Jugoslawien, die Abwanderung aufgrund fehlender Arbeitsplätze und einem geringen Verdienst zu schaffen. Das bestätigte uns ein Kellner, der als gelernte Krankenpflegekraft im August nach Deutschland wechseln wird. Wir sahen wenig Industrie, ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Die Preise sind hoch, entsprechen mindestens dem Preisniveau in Deutschland und sind deutlich höher als in Griechenland oder den anderen Ländern Ex-Jugoslawiens, durch die wir gefahren sind. Anfang des Jahres 2023 wurde der Euro eingeführt, das war wohl mit einem erheblichen Preisanstieg verbunden. 

An vielen Stellen an der Küste Kroatiens hat man in den letzten drei Jahrzehnten die Fehler wiederholt, die in Italien und Spanien gemacht wurden. Man hat die Küste mit mehrstöckigen Apartmenthäusern und Hotels zugepflastert. In der Umgebung von Split geht eine Ortschaft in die andere über, ohne Unterbrechung.  Dabei stehen die meisten Apartments zumindest zur jetzigen Jahreszeit noch überwiegend leer


02.07.2023 Insel Ciovo -Nationallpark Krka   68 km, 920 HM rauf

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Im Gegensatz zu gestern wurde es ein sonniger Tag. Zunächst kam ein empfindlicher Anstieg, dann fuhren wir einsame, aber schöne Strecke den Radweg N1 entlang. Wir kamen durch mehrere Dörfer, deren Existenz wir nur aufgrund der voluminösen Ortseingangs- und -Ausgangsschilder bemerkten. Die Straße hatte kaum Verkehr, es ging auf und ab, wir fuhren an Siebenik vorbei und kamen zu unserem Campingplatz am Eingang des Nationalparks, der einem Hotel angegliedert war. 

Am nächsten Tag besuchten wir, ganz ohne Rad, den Nationalpark Krka. Mit 40 km Durchmesser, dem Fluss, der sich zu Seen verbreitert, einer intakten  und erlebbaren Natur sowie imponierenden Wasserfällen ist der Naturpark sehr sehenswert. 

Unsere Wanderung durch Krka NP

Schiffstour durch Krka NP










Sehr anregend war die Bekanntschaft und ein netter Abend mit zwei Jungs aus dem Nordend Frankfurts und einem Schweizer Paar, ebenfalls begeisterte Outdoor-Aktive. 

04. 07.2023 Krka-Park - Obrovac. 84km, 920 HM hoch

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05.07.2023 Fahrt zum Winnetou-Felsen, 37km,  820hm hoch

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Nach ca 10km, hinter der Brücke über den Fluss Flusses Krka, machten wir eine Espresso-Pause in dem hübschen Örtchen Skradin, offenbar ein Treffpunkt vieler Segelyachten. Dann ging es hoch bis zu einer Hochebene, die wir etwa 60km entlang radelten. Es war Karstgebiet, auf der ganzen Strecke zwei bis drei Autos, menschenleer. Wir kamen entlang verlassener Häuser, ehemaliger Bauernhöfe und Siedlungen, ältere Natursteinhäuser, aber auch neuer erbaute, die dann doch verlassen wurden, völlig zerfallen, manche von Büschen überwachsen, leere Fensterhöhlen, Geisterorte. Ein zerfallenes Wohnhaus diente als Kuhstall. Der Ort Medvida, seit der Antike ein bedeutendes städtisches Zentrum, Station auf einem Handelsweg, heute verlassen, nur noch hässliche Ruinen sind übrig. Die Gründe für diesen Zerfall waren für uns nicht ersichtlich.










 Wahrscheinlich lohnte sich die Landwirtschaft nicht mehr, Landflucht, wir wissen es nicht. 

Und dann eine andere Welt. Vor uns in einer Schlucht leuchtete in der Abendsonne der Fluss Zrmanja, an seinem Ufer war der kleine Ort Obrovac sichtbar, gegenüber erhob sich eine fantastische Bergwelt. Auf halber Höhe der Abfahrt in das Flusstal erreichten wir den Campingplatz Micanovi Dvori. Eine sehr schöne Anlage mit Swimmingpool und gutem Restaurant. Wir genossen es.

Und wir blieben noch einen Tag, um zum Winnetou-Felsen hochzuradeln. Das war einer der gezackten Felsspitzen hoch oben auf der Velebit-Bergkette gegenüber. Hier waren Ende der 60er Jahre einige der Winnetou-Filme mit Pierre Brice in der Hauptrolle gedreht worden. Natürlich konnten wir uns das als alte Karl-May-Fans nicht entgehen lassen. Es war ein heftiger Anstieg, aber ohne Gepäck gut machbar. 









06.07. / 07.07.2023  Obrovac -Zadar. 74 km. 760 HM rauf

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08.07.2023. Zadar - Starigrad. 63km. 640 HM rauf

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Am nächsten Tag sollte es früh losgehen. Aber: Thomas hatte einen Platten am Vorderrad. Eigentlich kein Ptoblem. Eigentlich. Aber Thomas hatte  an seinem Giant-Rad eine technische Besonderheit: Steckachsen. Die sind eigentlich mit einem Sechskant-Schlüssel zu öffnen. Eigentlich. Allerdings nicht, wenn sie fest zugezogen sind und das Material Aluminium, also nicht sonderlich hart ist. So kam es, dass sie im Nu blind gedreht waren, der Sechskant also nicht mehr griff. Keine Chance, das Rad auszubauen. Die Tochter unseres Camp-Besitzers war so nett, das Fahrrad am Nachmittag in eine Werkstatt nach Zadar mitzunehmen. Aber auch die haben das Rad nicht abgekriegt. Stattdessen pumpten sie eine Art Gummierung in den Schlauch, die alles abdichtet. Hoffentlich. 

Wir hatten jedenfalls nochmal einen unfreiwilligen, wenn auch nicht ganz so entspannten Tag auf dem Campingplatz und am Pool. Am nächsten Tag fuhr Thomas mit einem hilfsbereiten Schweizer Paar und deren Camper nach Zadar, um das Rad abzuholen. Heiner fuhr die sehr schöne Strecke per Rad und wir trafen uns abends auf einem Campingplatz bei Zadar, dem kleinen Camp Plat Kozino. So hatten wir auch Gelegenheit, uns die sehr schöne Stadt Zadar an der Adria-Küste anzuschauen. 





Über das nette Städtchen Nin fuhren wir schließlich weiter eine Meeresbucht entlang nach Osten in Richtung des uns schon bekannten Velebit -Gebirges. Die Strecke war schön, leider in einigen Abschnitten auch sehr verkehrsreich. Über eine Brücke über den Zufluss zur Bucht erreichten wir die westliche Küstenstraße, die nach Norden führt. An einem schönen Campingplatz machten wir am frühen Nachmittag Schluss für diesen Tag. Bei fast 30 Grad Hitze reichte das. 


09.07.2023 Starigrad - Lukovo Sugarje, Camping 70km, 1.340 HM hoch

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10.07.2023 Ruhetag Camping Velebit

Weiter ging es die Schöne Küstenstraße entlang Richtung Karlobag. Trotz des Sonntags gabs recht viel Verkehr. Links neben uns die Bucht der Adria, dahinter zunächst eine Halbinsel, später, mit einer Brücke verbunden, die Insel Pag.  Die Insel war völlig kahl und leer, in der Sonne leuchtete das nackte Gestein rötlich, lediglich am Ufer war eine Siedlung. Rechts erhob sich das Velebit-Gebirge. Wir fuhren an mehreren kleinen Badebuchten vorbei und an ehemaligen Fischerdörfern, die  heute vom Tourismus leben. 

Eigentlich wollten wir nur bis Karlobag fahren. Dort gab es aber keinen Camping-Platz Nach einer Pause entschieden wir uns dafür, trotz großer Hitze noch 1.000 Höhenmeter zum nächsten Camping-Platz im Velebit-Gebirge hochzufahren Verdammt anstrengend, aber mit Pausen schafften wir es.

Das Velebit Camp war herrlich, und wir blieben einen Tag.








 Inspiriert durch „Herr der Ringe“ hatte der Besitzer einige Hüttchen den Behausungen der Hobbits nachempfunden sehr fantasievoll in bewachsene Hügel eingebaut, es gab einen schönen Aufenthaltsbereich und nicht weit entfernt ein sehr gutes und günstiges Restaurant, von Einheimischen stark frequentiert. Heiner nutzte den Tag für eine ausgedehnte Wanderung mit Kletterpassagen auf die Spitze des Berges.

11.07.2023  Velebit Camp - Korenica / Plitvicer Seen  69km ,  740HM rauf

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12.07.2023 Besuch Plitvicer Seen

Nach einem guten Espresso, gekocht von einem netten Motorradfahrer aus Linz, ging es los Richtung Plitvicer Seen. Die Strecke führte sehr schön durch eine grüne Berglandschaft überwiegend abwärts über Gospic, danach kamen ca 50km fast völlige Einsamkeit, ab und an verlassene und verfallende Häuser oder kleine Weiler. Es war Natur pur, völlige Ruhe, bei strahlender Sonne irgendwie sehr schön. Vor einem Haus, das ausnahmsweise bewohnt schien, stand eine Bank, die für für unsere Mittagspause nutzten. Irgendwann schaute eine Frau aus dem Fenster und bot uns in perfektem Englisch einen Kaffee an. Sie setzte sich dann zu uns, zusammen mit ihrem Mann und ihrem 91-jährigen Vater. Es wurde eine richtig nette Kaffeerunde. Die Frau war hier aufgewachsen, dann aber nach Kanada ausgewandert und lebt dort seit 30 Jahren. Seit der Pensionierung ihres Mannes verbringen beide die Sommermonate bei ihrem Vater im Elternhaus hier. Sie erzählte, dass vor dem Jugoslawienkrieg zahlreiche Höfe in der Umgebung bewohnt waren und sie mit vielen anderen Kindern zusammen aufwuchs. Durch den Krieg, den Rückgang der Landwirtschaft, fehlende Arbeitsplätze verließen junge Leute ebenso wie sie das Land, Ältere blieben und starben irgendwann.

 Erfolgversprechende Ansätze zur Industrialisierung im ehemaligen Jugoslawien wurden danach aufgegeben, Betriebe wurden verkauft, geschlossen, einige der ehemaligen Fabriken, heute völlig verrottet, haben wir gesehen. Lediglich in der Nähe größerer Städte gibt es einige Gewerbeansiedlungen. Auf dem Land bleiben nur Reste der Landwirtschaft und an geeigneten Orten die Hoffnung auf Touristen. 

Am Nachmittag erreichten wir, bei 34 Grad Hitze, den Campingplatz Camp Borje bei Korenica. Abends gabs ein köstliches Nudelgericht, zu dem uns Oliver aus Kassel eingeladen hatte, den wir auf dem vorigen Campingplatz kennengelernt hatten .Oliver ist mit einem selbst als Mini-Camper ausgebauten Pkw unterwegs.




Oliver bot uns an, mit ihm im Pkw zu den immerhin 18km entfernten Plitvicer Seen zu fahren. So besuchten  wir zu dritt recht bequem dieses einmalige Naturparadies in Kroatien. Mehrere Seen und Feuchtgebiete in Stufen hintereinander in einem tiefen Canyon, dazwischen unterschiedlich hohe Wasserfälle, reißende Bäche, langsamer fließende Ströme, Bereiche von Wasserpflanzen. Aus Gestein und Pflanzen schiesst das Wasser hervor oder fließt über eine Art Vorhänge aus Pflanzen. Fantastisch.




 Über Holzstege und Wanderwege werden dieTouristenströme gelenkt. So scheinen die Menge an Touristen bewältigbar und mit dem Ziel des Naturschutzes vereinbar zu sein.





13.07.2023 Korenica - Ogulin. 89km, 870 HM rauf

Diese Tour auf Komoot

Zunächst fuhren wir 18km auf der Strecke an den Plitvicer Seen vorbei, die wir tags zuvor mit dem Auto gefahren waren. Anschließend ging es 10 km durch Wald bergauf, wieder, wie schon oft, durch ein einsames, fast menschenleeres Gebiet. Das setzte sich in einem weiten Tal fort, Wiesen, die nur teilweise genutzt werden, mit vielen Wildblumen, umgeben von dicht bewaldeten Bergen. Wir genossen diese Landschaft sehr, ihre Ruhe, ihre Weltentrücktheit. Unterwegs kauften wir in einem der wenigen Bauernhöfe frischen Käse und Brot, das wir später in dem Ort Blaski auf einer Bank als Mittagsmahl verspeisten. Neben uns saß ein älterer Mann, der in gutem Deutsch erzählte, dass er über 20 Jahre unter Tage im Ruhrgebiet gearbeitet hatte. Die Kinder leben in Deutschland, er ist als Rentner in sein Heimatdorf zurückgekehrt. Er hatte einen ausgeprägten Lebensfrust, kam sich unnütz vor, schimpfte auf alles und jedes. Er wirkte entwurzelt, war in Deutschland nie angekommen und blieb nun auch in seiner Heimat fremd. In diesem Dorf, so erzählte er,  lebten vor dem Jugoslawien-Krieg viele Serben, die vertrieben wurden. Nur ein Teil kehrte nach dem Krieg wieder zurück, dafür seien viele Slowenen zugezogen, deren Gehöfte in ihrem Land zerstört waren. Uns wurde die Zerrissenheit dieser Länder deutlich, die heute noch existiert. Immer wieder erinnern Mahnmale am Wegesrand an diesen Krieg und an darin Gefallene. An einem Ort befand sich ein Grab mit 51 Menschen, die hier laut Inschrift 1991 von der Jugoslawischen Armee in Kooperation mit einheimischen Kräften erschossen wurden. 





Abends blieben wir auf einem kleinen Campingplatz bei dem Ort Ogulin.